Wie aus einem alten Resthof ein Ort der Geborgenheit für Menschen mit Demenz wurde
Ilka Meins, Eigentümerin des Gebäudes, in dem sich heute die vom Pflegedienst Zwick betreute Demenz Wohngemeinschaft in Basthorst befindet, beschreibt im Interview den erstaunlichen Wandel des Hofs ihrer Großmutter.
Bis in die 1960er Jahre wurde der Hof in Basthorst von ihren Großeltern aktiv mit Vieh und Ackerbau bewirtschaftet. In diesen Zeiten war es selbstverständlich, dass die Alten und Pflegebedürftigen aus der Familie auf dem Hof mitversorgt wurden. Auch wenn sich dies im Wandel der Zeit verändert hat, ist der Resthof auch heute noch ein Ort, an dem pflegebedürftige Menschen ein liebevolles Zuhause finden.
Was hat Sie dazu bewegt, Räumlichkeiten für eine Demenz-WG zur Verfügung zu stellen?
Ilka Meins: „Das Haus, in dem sich die Demenz Wohngemeinschaft in Basthorst befindet, ist ein alter Resthof, in dem unsere Großmutter zum Schluss allein gelebt hat. Als sie nicht mehr für sich allein sorgen und im Alltag Unterstützung benötigte, kam 2004 die Idee einer Wohngemeinschaft mit pflegebedürftigen Menschen auf, die in einer ähnlichen Situation sind. An Demenz haben wir dabei anfangs nicht explizit gedacht, das hat sich im Laufe der Zeit eher zufällig ergeben.
Der Hof bietet viel Platz, ist idyllisch am Feldrand mit Blick auf eine Pferdekoppel gelegen und die Räumlichkeiten sind überwiegend ebenerdig, also ideale Ausgangsvoraussetzungen für unsere Idee.“
Wie hat Ihrer Großmutter die Idee gefallen?
Ilka Meins: „Sie hat die Umsetzung leider nicht mehr erleben dürfen, da sie relativ schnell abgebaut hat und wir sie schweren Herzens in einem Pflegeheim unterbringen mussten, wo sie verstorben ist. Letztlich hat dies unseren Wunsch verstärkt, in den Räumen des Resthofs eine familiär geprägte Alternative zur Heimunterbringung anzubieten.
Mit dem Pflegekonzept, das der Pflegedienst Zwick in der Demenz WG umsetzt, ist genau das entstanden, was wir uns vorgestellt haben: eine Wohngemeinschaft, die durch ein herzliches Miteinander geprägt ist. Ich glaube, die WG bietet für Menschen, die an Demenz erkrankt sind und die eine vertraute und behütete Umgebung brauchen, einen Ort zum Wohlfühlen.
Im Garten befindet sich ein Rundweg, sodass dem Bewegungsdrang, den viele Demenzkranke haben, nichts im Wege steht. Das gesamte Grundstück ist 2.275 qm groß, es gibt mehr als genug Platz.“
Wie kam es zu der Idee, eine Wohngemeinschaft für Demenzkranke zu gründen?
Ilka Meins: „Die Wohngemeinschaft wurde in den ersten Jahren zunächst von Menschen mit psychischen Erkrankungen genutzt und durch einen auf diese Krankheitsbilder spezialisierten ambulanten Pflegedienst betreut.
Als die Zusammenarbeit nicht fortgesetzt werden konnte, haben wir einen neuen Pflegedienst gesucht und sind dabei auf Zwick in Bargteheide gestoßen.
Wir waren sofort begeistert von dem Konzept, sodass das Zwick-Pflegeteam ab 2015 die Betreuung der Wohngemeinschaft übernommen hat. Der Übergang hat perfekt funktioniert, denn Zwick hat die Betreuung und Pflege der bestehenden MieterInnen übernommen.“
Waren größere Umbaumaßnahmen erforderlich, um den Resthof in eine demenzgerechte Wohngemeinschaft umzuwandeln?
Ilka Meins: „Im ersten Schritt haben wir 2005 in dem Gebäude insgesamt 6 Zimmer ausgebaut, 2010 sind im ehemaligen Stallbereich 4 weitere Zimmer dazu gekommen plus 3 Badezimmer. Die Diele haben wir in ein großes Wohn-/Esszimmer umgestaltet, in dem die BewohnerInnen gemeinsam kochen, essen und sich aufhalten. Im 1. Obergeschoss gibt es außerdem einen Treppenlift, um auch in der Mobilität eingeschränkten BewohnerInnen ein barrierefreies Wohnen zu ermöglichen.
Da die Demenz WG privaten Wohnraum darstellt – anders als eine Einrichtung, wie z.B. ein Pflegeheim – mussten wir keine strengen Auflagen erfüllen. Dennoch haben wir uns ausführlich beraten lassen, da wir eine Verantwortung gegenüber unsere MieterInnen tragen. Um z.B. einen optimalen Brandschutz zu gewährleisten, haben wir eine Fluchttreppe nach außen eingebaut. Zudem haben wir die Räumlichkeiten sehr großzügig gestaltet mit breiten Türen.“
Wie genau funktioniert die Aufteilung zwischen Ihnen als Eigentümer der Immobilie und dem Pflegedienst Zwick?
Ilka Meins: „Die MieterInnen der Demenz WG schließen einen Mietvertrag mit uns als Eigentümer ab. Darüber hinaus schließen sie einen separaten Vertrag mit Zwick als ambulantem Pflegedienst ab, in dem die Pflege- und Betreuungsleistungen geregelt werden.
Das Zwick-Pflegeteam kümmert sich mit anderen Worten darum, dass die BewohnerInnen optimal versorgt werden, während wir als Eigentümer und Vermieter uns um die Instandhaltung des Gebäudes und der Zimmer kümmern und um alles, was damit verbunden ist.“
Sind Sie regelmäßig zu Besuch in der Demenz WG?
Ilka Meins: „Ich komme immer mal wieder in die WG, um organisatorische oder andere Dinge zu erledigen sowie im Rahmen der Sommerfeste und Weihnachtsfeiern, zu denen wir als Vermieter eingeladen werden.
Außerdem gibt es halbjährliche Versammlungen gemeinsam mit dem Pflegedienst Zwick, den Angehörigen und uns als Eigentümer, um Erfahrungen auszutauschen und offene Punkte zu besprechen.“
Wie erleben Sie die Atmosphäre in der WG?
Ilka Meins: „Warmherzig und familiär! Ich habe immer ein gutes Bauchgefühl bei meinen Besuchen – die MieterInnen sind so zuvorkommend, sie bieten mir jedes Mal Schokolade oder Blumen an. Es ist spürbar, dass das Pflegeteam enge Bindungen zu den BewohnerInnen hat: Sie kochen gemeinsam, legen die Wäsche zusammen, singen und gehen spazieren – es ist schön, das zu beobachten! Ich habe es schon oft erlebt, dass Enkel der BewohnerInnen, die zu Besuch sind, im Garten spielen und Spaß haben. Das sind die Momente, in denen ich mich freue, dass unser einstiger Traum Realität geworden ist.“
Basthorst ist eine Gemeinde mit ca. 400 EinwohnerInnen. Wie fügt sich die Demenz WG in die Dorfgemeinschaft ein?
Ilka Meins: „Die Demenz WG ist mittlerweile zu einem festen Bestandteil der Dorfgemeinschaft geworden. Das war ein Entwicklungsprozess, zu Beginn haben viele Anwohner die Demenz WG kritisch betrachtet, davon ist heute aber nichts mehr zu spüren.
Die MieterInnen nehmen – begleitet durch PflegerInnen oder Angehörige – zum Beispiel am Grünkohlessen im Dorf teil oder besuchen die Gottesdienste in der Kirche. Sogar am offenen Adventskalender in Basthorst hat die Demenz WG teilgenommen und BesucherInnen aus dem Dorf empfangen.“
An wen können sich Angehörige wenden, die sich für einen Platz in der Demenz WG interessieren? Gibt es eine Warteliste?
Ilka Meins: „Ja, es gibt eine Warteliste für die Wohngemeinschaft, allerdings ist diese nicht unbedingt aussagekräftig, denn viele Interessenten benötigen zeitnah einen Platz und haben sich unter Umständen schon für eine andere Einrichtung entschieden, wenn wir ihnen einen Platz anbieten können.
Daher lohnt es sich immer, bei Interesse nachzufragen. Manchmal werden spontan mehrere Zimmer frei, manchmal warten Interessenten lange auf einen Platz – eine Prognose ist naturgemäß schwierig.
Interessenten können sich entweder direkt über unser Kontaktformular oder beim Pflegedienst Zwick bei Nadine Koch melden (04532-204737, info@pflegedienst-bargteheide.de). Wir stehen jederzeit gerne für Fragen zur Verfügung.“

